Das von den israelischen Siedlern und deren Regierung durchgefuehrte Manoever in “Ush Ghurab” beeinflusst zukuenftigeVerhandlungen zu deren Gunsten

Das von den israelischen Siedlern und deren Regierung durchgefuehrte Manoever in “Ush Ghurab” beeinflusst zukuenftigeVerhandlungen zu deren Gunsten

Am 22. August 2009 berichtete der Onlinedienst von Israeli National News, dass die israelische National Union Plaene hat, eine Niederlassung im evakuierten Shdemah- die israelische Militaerbasis oestlich von Beit Sahour, die den Palaestinensern unter ihrem urspruenglichen Namen 'Ush Ghurab' bekannt ist- zu eroeffnen.

Ueber 'Ush- Ghurab'

Ush Ghurab bezeichnet das Gelaende einer frueheren israelischen Militaerbasis. Die israelische Armee nennt es 'Shdemah', waehrend es die Bevoelkerung vor Ort als 'Ush Ghurab' kennt. Es liegt oestlich von Beit- Sahour auf bergigem Gebiet und erstreckt sich auf ueber zehn Dunum freier Flaeche. Siehe Karte 1

 

Die Anlage ist von drei Seiten her (vom Sueden, Westen und Norden) durch von Palaestinensern bebaute Flaeche eingegrenzt. Zusaetzlich ist sie vom Osten her durch die Za'tara Umgehungsstrasse begrenzt. Die Anlage wurde, bevor sie 1967 von der israelischen Armee besetzt wurde, von den britischen Mandatstruppen und spaeter von den jordanischen Streitkraeften als Hauptquartier benutzt.

Die Flaeche, die die Militaerbasis heute einnimmt, ist allerdings viel groesser als vor 1967. Das deshalb, weil die israelischen Streitkraefte ueber die Jahre der Besatzung hinweg mehr palaestinensisches Land konfisziert haben, um die Militaerbasis auszubauen.

Nach dem Ausbruch der zweiten Intifada im September 2000 wurde Shdemah der Ausgangspunkt wiederholter israelischer Angriffe gegen Palaestinenser und Grundstuecke in der Stadt Beit- Sahour.

Am 27. April 2006 raeumten die israelischen Besatzungstruppen ueberraschend die Basis. Die vorhandene schwere Ausruestung wurde zu einer anderen Militaerbasis namens 'Herodian Base' im Gebiet von 'Al Furdeis' suedoestlich von Beit Sahour verlagert. Trotzdem ging die evakuierte Anlage nie in die Haende der Palaestinenser ueber, weder damals noch heute.

Einige Tage nachdem die israelische Regierung ihre Absicht erklaerte den Siedlungsbau in den palaestinensischen Westbankgebieten einzufrieren, rief die am extrem rechten Rand anzusiedelnde Siedlerorganisation 'Women for Eretz Israel', bekannt als 'Women in Green', all ihre Unterstuetzer dazu auf, mit ihnen das evakuierte Militaercamp von Ush-Ghurab wieder zu besiedeln.

Wie weiter oben erwaehnt, wurde das Gebiet im Jahr 2006 von den israelischen Streitkraeften verlassen. Seitdem hat die Bewegung 'Women in Green' wiederholt und unter dem Schutz der israelischen Armee die Anlage befallen. Die israelische Armee hat ihrerseits das Militaergelaende zum Sperrgebiet erklaert, das fuer Palaestinenser und internationale Solidaritaetsgruppen geschlossen ist.

Die Bewegung 'Women in Green' wird von vielen Mitgliedern der israelischen Knesset unterstuetzt. Sie hat woechentliche Demonstrationen bei der evakuierten Anlage angefuehrt und zu einer Wiederbesetzung des ehemaligen Militaergelaendes aufgerufen, das es als Teil ihres Heimatlandes sieht. Gleichzeitig bestreitet die Bewegung das Recht der Palaestinenser in einem unabhaengigem Staat zu leben.

Die juengste Entwicklungsgeschichte von Ush- Ghurab

Bereits kurz nach dem Rueckzug der Israelis von Ush- Ghurab im Jahr 2006 legte die Stadtverwaltung von Beit- Sahour den israelischen Zivilbehoerden einen Plan vor, um das Gelaende zurueckzugewinnen und zu erschliessen. Das Gebiet von Ush- Ghurab liegt innerhalb von Zone 'C'. Die Stadtverwaltung benoetigt deshalb, entsprechend des II Osloer Abkommens, die Genehmigung der israelischen Zivilbehoerde.

Monate spaeter gab die israelische Zivilbehoerde der Stadtverwaltung von Beit- Sahour die Erlaubnis ihre geplannten Projekte durchzufuehren, worunter die Errichtung eines Krankenhauses, eines Jugendzentrums, eines oeffentlichen Parks, eines Umweltzentrums, eines Erholungszentrums, eines Kulturzentrums und eines Parkplatzes faellt. Diese Projekte sind fuer Teile des Ush- Ghurab- Gelaendes geplant (siehe Tabelle 1), wohingegen die verbleibende Flaeche unter Kontrolle der israelischen Armee verbleibt, wo keine palaestinensischen Bauten erlaubt sind.

Tabelle 1: Plan der Stadtverwaltung von Beit Sahour

No.

Bauprojekt

Flaeche in Dunums

(1 Dunum = 1000m2)

 

1

Krankenhaus

10.137

2

Nazareth Dorf

3.335

3

Jugendzentrum

13.452

4

Oeffentlicher Park

3.388

5

Parken

3.869

6

Wasserstation

3.06

7

Umweltzentrum

2.056

8

Sportzentrum

8.6

9

Strassen

6.968

Gesamt

 

54.865

Quelle: Beit Sahour Stadtverwaltung 2008

 

Der von der Stadtverwaltung von Beit Sahour praesentierte Plan wird von der amerikanischen Entwicklungsagentur (USAID) finanziert, welche die erste Stufe des Projekts, den Bau eines oeffentlichen Parks, der den Einwohnern von Beit Sahour und den umliegenden Gemeinden zu Gute kommen soll, am 12. Februar 2008 feierlich einweihte.

Trotzdem wurden die Projektplaene auf Druck des israelischen Siedlerrates bald darauf einer neuerlichen Untersuchung unterzogen. Das bedeutet nun weiteres Verhandeln mit dem Siedlerrat vor Ort, der die Errichtung eines Aussenpostens plant und spaeter vielleicht eine Siedlung daraus machen will. Solch ein Verhalten seitens der israelischen Siedler, mit Unterstuetzung der israelischen Armee, passiert parallel zu den immer mal wieder stattfindenden Verhandlungen zwischen Palestinensern und Israelis. Israel sammelt damit Punkte fuer den weiteren Verhandlungsprozess und haelt Druckmittel fuer zukuenftige Verhandlungen in der Hand.

 

         

 

 

Prepared by:
The Applied Research Institute – Jerusalem