In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft. Lk 2,1-6
Maria und Josef waren Juden, die in der Zeit der römischen Besetzung lebten. Ihre Reise von Nazareth nach Bethlehem wurde aufgrund ebendieser Besetzung notwendig, denn Kaiser Augustus hatte eine Volkszählung angeordnet.
Die Palästinenser heute leben unter israelischer Besetzung und ihre Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt, manchmal sogar völlig verboten. Zwei Tage vor dem Weihnachtsfest 2003 versuchten eine Palästinenserin und ein Palästinenser, bekleidet wie Maria und Josef, mit ihrem Esel nach Bethlehem zu kommen. Schon nach einer kurzen Wegstrecke näherten sie sich dem ersten Checkpoint, wo die Weihnachtskarten-Idylle von israelischen Soldaten zerstört wurde.
Ein Soldat richtete sein Maschinengewehr auf die kleine Schar der begleitenden Demonstranten und ein anderer filmte die Vorgänge, wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen. Unsere Maria und Josef durften den Kontrollpunkt nicht passieren. Die Soldaten ließen sie lediglich einmal am den Metallzaun entlang gehen, während die Menge sang: 'O Bethlehem, du kleine Stadt' – 120 km vor Bethlehem.
Tatsache ist, dass viele Menschen aus dem Westjordanland an Kontrollpunkten aufgehalten werden, wenn es ihnen nicht sogar völlig untersagt wird, von einem Landesteil in den anderen zu gehen.
Und heute: Wenn Maria und Josef wirklich zahlreiche Checkpoints geschafft hätten, ständen sie wie unser heiliges Paar in dieser Szene vor der Mauer in Bethlehem vor Rachels Grab – keine Chance für die bevorstehende Geburt Jesu in der Stadt Davids! Israelisches Militär, ein Hochsicherheits-Checkpoint und die über 8 m hohe Betonmauer (zum Vergleich die Müllkontainer rechts am Tor) würden ihr Hineinkommen unmöglich machen. Von Anfang September bis Mitte Oktober 2006 wurden an Checkpoints 69 Kinder geboren, weil den werdenden Müttern die Weiterfahrt zum Krankenhaus verwehrt wurde. Vielleicht würde Jesus heute auch an einem israelischen Checkpoint das Licht der Welt erblicken ! – Denn: 'Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft.'
ubersetzt vorbei : P. Rainer Fielenbach
Prepared by
The Applied Research Institute – Jerusalem
ARIJ